Peter Druckers Thesen im Praxischeck
Wissensarbeiter:
Von Christoph NiewerthDas Thema Wissensmanagement war für den Management-Vordenker Peter Drucker Zeit seines Lebens ein besonderes Anliegen. Er prägte bereits Ende der 60er Jahre den Begriff des Wissensarbeiters und schrieb etliche Thesen dazu nieder. In der Unternehmenswelt rückte dieses Thema erst in den 1990er Jahren in den Fokus. Die von Drucker vorausgesagte Ablösung der Industriearbeit durch Wissensarbeit wurde langsam Realität. In welchem Ausmaß sie bislang vollzogen wurde, zeigt folgender Check seiner Thesen:
1. These
Wissensarbeiter agieren autonom und managen sich selbst, sie definieren ihre Aufgaben, sie sind keine Arbeitskräfte sondern das Kapital der Firma
"Wissen kann man nicht managen - es sitzt zwischen zwei Ohren", beschrieb Peter Drucker einst sehr schön die Besonderheit der Thematik. Da Wissen untrennbar an Personen gebunden ist und stets im Kontext von persönlichen Erfahrungen und dem sozialen Umfeld steht, kann es gar nicht durch ein Unternehmen gemanagt werden. Sondern nur durch den Wissensarbeiter selbst. Folglich scheitern über kurz oder lang all jene Managementmethoden, die versuchen einen Wissensarbeiter wie einen Baustein innerhalb einer Prozesskette zu managen, ihn eng zu kontrollieren und ihm Routineaufgaben zuzuweisen. Aber das Gros der Unternehmen praktiziert genau das. Anstatt ausgewiesenen Experten wie Software-Entwicklern oder auch Data Scientists die notwendigen Handlungsfreiräume zu verschaffen, damit sie mit ihrem Wissen wichtige Unternehmensentscheidungen beeinflussen können, behindern hierarchische Strukturen noch weitgehend das von Drucker beschworene autonome Agieren. In den Unternehmen stecken Wissensarbeiter häufig noch zwischen festen Regeln und zementierten Arbeitsabläufen fest. Das besagt auch unsere Studie "Unternehmen und Wissensarbeiter im Spannungsfeld". Demnach sagen knapp 40 Prozent der befragten Wissensarbeiter aus, dass sie nicht selbst bestimmen können, wann und von wo sie arbeiten dürfen. Ganze 74 Prozent bestätigen, ihre Arbeit sei an festen Regeln und vorgegebenen Unternehmensprozesse gebunden. Um die Autonomie für die Wissensarbeiter zu erreichen, brauchen sie Führungsstrukturen, die diese Arbeitsweise fördern.
In der Realität betrachtet sich heute derjenige als Kapital der Firma, der die Entscheidungen fällen darf, damit Wissenshoheit suggeriert. Das Paradoxe daran, Führungskräfte verfügen gar nicht mehr über das notwendige Wissen, um richtig entscheiden können. Wissensarbeiter haben dieses Know-how, dürfen aber nicht entscheiden. Die Folge Frust, Demotivation und falsche Entscheidungen, wodurch der deutschen Volkswirtschaft jährlich Verluste im Milliardenbereich entstehen.
Ergebnis: Ist noch eher Wunschdenken als Wirklichkeit.
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Wie werden Wissensarbeiter geführt? Als begeisterter Anhänger von Prozessdenken höre ich wohl die Botschaft von behindernden Hierarchien und Regeln, bin aber der Meinung, irgend etwas muss dem natürlichen Schweinehund des Menschen entgegenwirken können. Alles andere wäre im betrieblichen Kontext grob fahrlässig. Und sind es nicht einschränkende Prozessregeln, so muss es wohl (engmaschiges) Coaching und Feedback sein - egal von wem auch immer. Sonst besteht das Risiko (=negatives Ereignis mit einer gewissen Eintrittswahrscheinlichkeit), dass auch der bestgesinnte Wissensarbeiter aus dem Ruder läuft. mit besten Grüßen Helmut Hausner
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