Die Mitarbeiterfluktuation in Deutschland wird - aufgrund der guten Arbeitsmarktlage - weiter steigen. HR reagiert darauf: Laut Hays HR-Report 2018 ist Mitarbeiterbindung die wichtigste Aufgabe in agilen Organisationen. 

Für Arbeitnehmer wie Arbeitgeber ist eine hohe Mitarbeiterfluktuation mit einigen Risiken verbunden. Betriebsspezifische Kenntnisse und Fertigkeiten gehen zunächst einmal verloren, eine Probezeit verkürzt die sonst üblichen Kündigungsfristen und es muss sich auch erst erweisen, ob der neue Job zum Mitarbeiter passt.

Mitarbeiterfluktuation: Gründe

Die Erfahrung zeigt jedoch: Je besser der Arbeitsmarkt läuft und je niedriger die Arbeitslosigkeit ist, desto eher wagen Arbeitnehmer den Sprung in einen anderen Job. Insofern müssen auch in diesem Jahr die Unternehmen mit einer hohen Mitarbeiterfluktuation rechnen.

Mitarbeiterfluktuation: Definition und Berechnung

Die Fluktuationsrate oder Fluktuationsquote beschreibt den Personalwechsel in Bezug auf den Personalbestand. Die Fluktuationsquote wird meist jährlich erhoben. Zur Ermittlung der Fluktuationsquote werden folgende Formeln eingesetzt:

nicht betrieblich initiierte Personalabgänge / (Personalstand zu Beginn des Berichtszeitraums + Neueinstellungen im Berichtszeitraum) 
x 100

oder

nicht betrieblich initiierte Personalabgänge / Durchschnittlicher Personalbestand im Berichtszeitraum
× 100

Die Fluktuation kann dabei gegliedert werden nach Unternehmensbereichen, Mitarbeitergruppen oder Fluktuationsursachen. Es empfiehlt sich, die Fluktuationsquote mit dem Vorjahr, mit anderen Unternehmen und/oder dem Soll-Ist zu vergleichen.

Fluktuationsrate im Branchenvergleich

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat auf Grundlage der Daten der Bundesagentur für Arbeit die durchschnittliche Fluktuation nach Branchen berechnet (Durchschnitt aus der Summe beendeter und begonnener sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse bezogen auf den durchschnittlichen Beschäftigungsbestand für den Zeitraum 3. Quartal 2016 bis 2. Quartal 2017). In der öffentlichen Verwaltung werden pro Jahr lediglich 13 Prozent der Arbeitsplätze neu besetzt – offenbar ist eine Stelle bei Vater Staat nach wie vor auf die Ewigkeit angelegt. In der Zeitarbeit – dem anderen Extrem – wird das Personal rechnerisch einmal pro Jahr komplett ausgewechselt (Fluktuationsrate von 121 Prozent). Oft sind es die Zeitarbeitnehmer selbst, die einen Wechsel in eine andere Branche anstreben oder vom Kundenbetrieb – der statistisch gesehen einer anderen Branche angehört – übernommen werden.

Die Fluktuation ist zudem meist in jenen Branchen und Sektoren hoch, in denen spezialisierte Kenntnisse keine große Rolle spielen und zudem eine stark schwankende Arbeitskräftenachfrage besteht, zum Beispiel in der Landwirtschaft oder im Gastgewerbe (70 bzw. 67 Prozent). Mitarbeiter in diesen Branchen gehen beim Stellenwechsel ein geringeres Risiko ein, da sie wenig fach- und betriebsspezifische Kenntnisse verlieren. Gleichzeitig sind viele dieser Stellen nur auf Zeit angelegt, etwa im Fall von Erntehelfern in der Landwirtschaft.

Fluktuationsrate in Deutschland 2017

Experten zufolge wird die Wechselbereitschaft der Beschäftigten und damit die Fluktuationsrate in den Unternehmen weiter steigen. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie sich noch stärker um ihre Angestellten bemühen und in Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung investieren müssen. HR hat das bereits verstanden: Mitarbeiter zu binden wird nach dem aktuellen HR-Report 2018 von Hays und IBE als wichtigste Aufgabe in Unternehmen gesehen, die sich auf dem Weg zur agilen Organisation befinden. 

Mit Instrumenten zur Mitarbeiterbindung der Mitarbeiterfluktuation entgegenwirken 

Als die am meisten geeigneten Instrumente, um Mitarbeiter zu binden, sehen die Befragten des Hays HR-Report in allererster Linie ein gutes Betriebsklima. Auf den zweiten Rang ist der Punkt flexible Arbeitszeiten geklettert, der im Vorjahr noch keines der Top-drei-Themen zur Mitarbeiterbindung gewesen ist. Die marktgerechte Entlohnung belegt den dritten Platz. Das Bindungsinstrument "interessante Aufgaben" - im vergangenen Jahr auf Platz 2 - verliert zwei Plätze und landet im Hays HR-Report 2018 auf dem vierten Platz.

Deutlich zurückgefallen in der Bewertung im Vergleich zu den Vorjahren ist auch die Personalentwicklung als Bindungsinstrument. Dafür rückt erstmals die Beschäftigungssicherheit unter die fünf am häufigsten genannten Instrumente auf.

Wie agile Organisationen Mitarbeiter binden 

Befragte, in deren Unternehmen der agilen Organisation bereits heute eine große Bedeutung zukommt, erachten die marktgerechte Entlohnung weniger als Bindungsinstrument  (37 Prozent) als Unternehmen, in denen die agile Organisation keine beziehungsweise eine sehr geringe Rolle spielt (54 Prozent). Auch Beschäftigungssicherheit ist in agilen Organisationen etwas weniger wichtig (35 Prozent versus 45 Prozent).

In agilen Unternehmen wird dafür offensichtlich mehr Wert auf ein differenziertes Führungsverhalten (20 Prozent) zur Mitarbeiterbindung gelegt als in Unternehmen, in denen die agile Organisation keine beziehungsweise nur eine sehr geringe Bedeutung hat (12 Prozent). Ähnliches gilt für das Thema Personalentwicklung (26 Prozent verglichen mit 18 Prozent) gelegt. Möglicherweise wird deshalb das reale Betriebsklima in agilen Organisationen (52 Prozent)  insgesamt positiver wahrgenommen als in traditionellen Unternehmen (41 Prozent).

Umsetzung von Instrumenten zur Mitarbeiterbindung: Talking-Action-Gap wird kleiner

Was die Umsetzung der Maßnahmen in den teilnehmenden Unternehmen angeht, hat sich der sogenannte "Talking-Action-Gap", also die Differenz zwischen ihrer Bedeutung und ihrer tatsächlichen Umsetzung, für die meisten Instrumente verringert. Insbesondere beim Betriebsklima ist der Gap vielfach kaum noch vorhanden ist, während im Vorjahr gerade hier eine erhebliche Lücke zwischen Bedeutung und Umsetzung (77 Prozent versus 55 Prozent) geklafft hatte. 

Schlagworte zum Thema:  Fluktuation, Mitarbeiterbindung